Wirtschaftsspiegel Thüringen - Sonderheft Ostthüringen - page 7

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Handwerk in Ostthüringen
es wichtig, künftige Abiturienten für eine
Ausbildung im Handwerk zu begeistern
und ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie nach
einer handwerklichen Ausbildung über ver-
schiedenen Studiengänge Führungs- und
Leitungspositionen im Handwerk einneh-
men können. Das Projekt „TIPP“ für Gym-
nasiasten ist hierfür eine ideale Lösung zur
Studienwahlorientierung. Bisher sind neun
Gymnasien mit rund 850 Schülerinnen
und Schülern im Ostthüringer Handwerk in
dieses Projekt integriert.
Die Handwerkskammer hat für die Suche
künftiger Fachkräfte extra eine kostenfreie
Hotline unter 0800/2288882 geschalten
und beteiligt sich an der zeitgemäßen Su-
che nach Lehrstellen per Smartphone über
das Lehrstellenradar 2.0., um nur einige
Möglichkeiten zu nennen.
Unternehmensnachfolge
Im Osttüringer Handwerk suchen in den
kommenden zehn Jahren zirka 1600 Un-
ternehmen einen Nachfolger. Damit stehen
allein rund 16 Prozent der Ostthüringer
Handwerksunternehmen vor der Aufgabe,
die Unternehmensübergabe vorzubereiten.
Gerade diese kleinen und mittleren Unter-
nehmen sind es, die den Wirtschaftsstand-
ort Ostthüringen prägen, für eine entspre-
chende Wertschöpfung vor Ort sorgen und
damit Arbeitsplätze in der Region schaf-
fen. Gegenwärtig ist im Handwerk das
Finden eines geeigneten Nachfolgers oder
eines geeigneten Betriebs zur Übernah-
me die erste und eine der schwierigsten
Hürden. Die Anzahl der Übernahmen im
Rahmen der Familie geht zurück, so dass
es zunehmend eines Fremdnachfolgers
bedarf. Das wiederum ist die Chance für
junge Gründer, einen bestehenden Betrieb
zu übernehmen. Um ausreichend Gestal-
tungsspielraum zu haben, sollten sowohl
Inhaber als auch Nachfolger rechtzeitig mit
kompetenten Partnern eine Strategie für
die Unternehmensübertragung entwi-
ckeln. Umso größer die Werthaltigkeit des
Unternehmens, umso mehr Zeit bedarf
die Vorbereitung. Der Zeitraum kann bis
zu zehn Jahre umfassen, wenn bei großen
Vermögen steuerliche Gestaltungen
erforderlich sind. Deshalb ist es für alle
Handwerksunternehmerinnen und –unter-
nehmer, die künftig einen Nachfolger für
ihren Handwerksbetrieb suchen, wichtig,
frühzeitig Kontakt mit entsprechenden
Beratern aufzunehmen. Die Betriebsbe-
rater der Handwerkskammer für Ostthü-
ringen stehen zu allen Fragen der Nach-
folgeregelungen jederzeit gern unter den
Rufnummern 0365/8225-173, -175 und
-191 zur Verfügung.
Energiewende als künftiges
Potenzial
Die Energiewende bietet auch für eine
Vielzahl von Ostthüringer Handwerksun-
ternehmen enorme Chancen und Her-
ausforderungen, um sich neue Potenziale
im Markt zu erarbeiten. Rund 100.000
Mini-Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen
sollen bis zum Jahr 2020 deutschland-
weit installiert werden. Hinzu kommen
zirka 1,5 Millionen Wärmepumpen, die in
den kommenden Jahren vor dem Einbau
stehen. Nicht zu vergessen sind Solar-
und Photovoltaikanlagen.
Besonders hervorzuheben ist jedoch die
energetische Gebäudesanierung. So wer-
den laut einer Studie bis zum Jahr 2020
rund 30 Milliarden Euro in energetische
Haussanierungen investiert – doppelt so
viel wie heute. Maurer, Stuckateure, Instal-
lateure, Isolierer und viele andere Gewerke
sind dafür unverzichtbar. Um die energe-
tische Gebäudesanierung voranzutreiben,
sind aber steuerliche Anreize unerlässlich.
Nur durch diese Förderung ist es möglich,
dieses ehrgeizige Ziel zu erfüllen und
damit das Handwerk in besonderem Maße
zu unterstützen.
Mit der Energiewende sind jedoch auch
Preissteigerungen verbunden, die viele
Handwerksberufe, belasten, wie beispiels-
weise die energieintensiven Gewerke wie
Textilreiniger oder Bäcker. Entlastung kann
aber nach Ansicht des Handwerks nur
entstehen, wenn Ausnahmeregelungen
für die Großindustrie, wie bei der EEG-
Umlage, abgeschafft werden. Gleicher
Wettbewerb für alle lautet deshalb nach
wie vor die Forderung des Handwerks. Das
Ostthüringer Handwerk selbst setzt bei
der Energiewende aber auch vermehrt auf
eigene Einsparpotenziale. Der Steigerung
der Energieeffizienz in den Unternehmen
kommt deshalb eine Schlüsselfunktion für
die Umsetzung der Energiewende zu. (ak).
Interessiert zeigte sich Thüringens Wirtschaftsmi-
nister Uwe Höhn, hier mit Kammerpräsident Klaus
Nützel, Vizepräsident Wolfgang Jacob und Ausbilder
Bernd Hecht (v.r.), bei der technischen Ausrüstung für
die Fotografenausbildung, die in Gera-Aga für ganz
Mitteldeutschland erfolgt.
Auch Schüler des Orlatal-Gymnasiums aus Neustadt/Orla nehmen am TIPP-Projekt in der Bildungsstätte Gera-
Aga teil und müssten beispielsweise eine Licht- und Blinkanlage nach Schaltplan zum Laufen bringen. Insgesamt
beteiligten sich im zurück liegenden Schuljahr zirka 850 Schülerinnen und Schüler aus neun Ostthüringer Gymna-
sien an dem Projekt zur Studienwahlorientierung.
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