Wirtschaftsspiegel Thüringen - Sonderheft Ostthüringen - page 6

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Handwerk in Ostthüringen
Ostthüringer Handwerk ist ein stabiler
Wirtschaftsfaktor
Das Handwerk bildet eine tragende Säule der mittelständischen Wirtschaft Osthüringens.
In den neunziger Jahren hat es vor allem mit einem leistungsstarken Bauhandwerk maßgeblich
zur wirtschaftlichen Umstrukturierung beigetragen.
Im weiteren Verlauf hat es sich mit inno-
vativen und kundenorientierten Produkten
und Leistungen als wichtiger Partner aller
Wirtschaftsbereiche und flexibler Dienst-
leister für den privaten Konsum etabliert.
Auch in Zukunft kann es in zahlreichen
Wachstumsfeldern (u. a. Produkte und
Leistungen im Kontext der erneuerbaren
Energien, der energetischen Gebäudesa-
nierung sowie von Lifestyle und ökologi-
scher Nachhaltigkeit) an den jeweiligen
Wachstumspotenzialen partizipieren und
weiterhin eine zentrale Rolle in der wirt-
schaftlichen Entwicklung spielen. Hierbei
profitiert es von seinen Kompetenzen,
unternehmerische Flexibilität, traditionelle
Handwerkskunst sowie Innovation und
Fortschritt so zu verbinden, dass daraus
immer wieder vielfältige und spezifische
Kundenbedürfnisse erfolgreich befriedigt
werden können. Mit einem rund 9600
in der Handwerksrolle eingetragenen
Betrieben, über 43.000 Beschäftigten und
zirka 1900 Lehrlingen ist und bleibt das
Handwerk ein bedeutender Arbeitgeber,
Ausbilder und stabiler Wirtschaftsfaktor
in Ostthüringen.
Das Ostthüringer Handwerk steht jedoch
in den kommenden Jahren vor immensen
Herausforderungen, die es zu meistern gilt.
Die Nachwuchs- und Fachkräftesicherung
sowie die Nachfolgeregelung im Handwerk
spielen dabei eine besondere Rolle.
Nachwuchs- und
Fachkräftesicherung
Allein bis zum Jahr 2020 sinkt die Bevöl-
kerungszahl auch in Ostthüringen um
nochmals zehn Prozent. Diesen demogra-
fischen Wandel spürt das Ostthüringer
Handwerk bereits seit vielen Jahren in be-
sonderem Maße. Rückläufige Schulabgän-
gerzahlen sind ein Hauptgrund dafür, dass
eine Vielzahl von angebotenen Lehrstellen
im Ostthüringer Handwerk unbesetzt blei-
ben müssen. Allein in der Lehrstellenbörse
der Handwerkskammer für Ostthüringen
waren mit Stand vom 30. Juni 2014 insge-
samt 338 freie Lehrstellen gemeldet.
Um dem Nachwuchsmangel in der
Berufsausbildung entgegenzuwirken, ist
es wichtig, Jugendliche frühzeitig mit der
Berufswahl vertraut zu machen und sie
bei der Berufsorientierung zu unterstüt-
zen. Eine Maßnahme, die sich dabei im
Handwerk besonders bewährt hat, ist das
Projekt „Berufsstart Plus“.
Knapp 5000 Schülerinnen und Schüler ab
Klassenstufe sieben aus 33 Ostthüringer
Regelschulen erhalten praktische Einblicke
in eine Vielzahl von handwerklichen Ausbil-
dungsberufen und werden auf ihrem Weg
zu Berufswahl aktiv begleitet. Neben der
Berufsfindung trägt dieses Projekt wesent-
lich dazu bei, die Abbrecherquote in der
Ausbildung zu senken. Gleichzeitig möchte
das Handwerk das Potenzial, das sich an
Gymnasien bietet, stärker für Führungspo-
sitionen im Handwerk nutzen. Deshalb ist
Zimmerer-Ausbilder Stefan Glöckner (rechts)
mit Lehrlingen in der Bildungsstätte der
Handwerkskammer in Gera-Aga.
Fotos: HWK
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