Wirtschaftsspiegel Thüringen - Sonderheft Ostthüringen - page 29

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Landkreis Greiz
für Urlauber attraktiver. Mit der Freigabe der
Talsperre Zeulenroda für die touristische
Nutzung eröffnen sich neue Chancen für
ein breitgefächertes Angebot an touristi-
schen und Freizeitangeboten, die von den
Menschen vor Ort und Besuchern schon
jetzt dankbar angenommen werden.
Mit der Verschmelzung der Tourismusver-
bände im sächsischen und thüringischen
Vogtland zu einem Tourismusverband
Vogtland werden wir noch schlagkräftiger
unsere touristischen Highlights – von der
Vogtlandhalle in Greiz über das Bio-See-
hotel in Zeulenroda mit seinen Aktiv- und
Wohlfühlangeboten für die ganze Fami-
lie bis hin zur Osterburg in Weida, dem
Stammsitz der Vögte - zusammen mit den
Partnern in Sachsen vermarkten.
Seit nunmehr fast 25 Jahren mache ich
in Thüringen Kommunalpolitik. Als
Landrätin des Landkreises Greiz, aber
auch als Präsidentin der Regionalen
Planungsgemeinschaft Ostthüringen
oder seit 2012 als Präsidentin des Thürin-
gischen Landkreistages. Viele Verände-
rungen durfte ich da erleben. Vieles selbst
gestalten und bei einigen Themen in der
Rolle der „Unbequemen“ aus der Provinz die
Interessen eben dieser nachhaltig vertreten.
In den Jahren seit der politischen Wende
hatten wir viele Herausforderungen zu
meistern. Die Aufgaben sind mit den Jahren
nicht kleiner geworden, nur andere. Der
demografische Wandel ist eine solche Auf-
gabe. Doch: Wanderungsbewegungen gab
und gibt es seit jeher. Menschen, denen Ent-
scheidungsspielräume gegeben sind, leben
immer dort, wo ihre individuellen Bedürf-
nisse weitgehend befriedigt werden und die
Bedingungen dafür günstig sind. Unabhän-
gig von diesen individuellen Ansätzen, die
vom gesellschaftlichem Wertewandel und
wechselnden Trends beeinflusst werden,
sehe ich vor Ort in der Schaffung und Opti-
mierung von realen Rahmenbedingungen
entsprechende Gestaltungsspielräume. So
ist es uns zum Beispiel gelungen, mit dem
2006 initiierten Projekt Schule-Wirtschaft
Unternehmen unseres Landkreises mit den
Schulen unseres Landkreises zusammen
zu bringen. Mittlerweile bestehen 64 Koope-
rationen. Darin eingebunden sind 16 der 19
Regelschulen und Gymnasien sowie freien
Schulen des Landkreises und 53 Partner-
betriebe. Schon so mancher Lehrvertrag ist
aus diesen Kooperationen heraus entstan-
den und auch die Zahl der Ausbildungs-
abbrüche konnte verringert werden. Nicht
weniger wichtig ist dabei, dass wir auf diese
Weise unsere jungen Leute in der Region
halten, ihnen hier eine berufliche Perspekti-
ve ermöglichen.
Sowohl flächenmäßig als auch von Einwoh-
nerzahl her umfasst die Planungsregion
Ostthüringen rund ein Drittel des Freistaa-
tes Thüringen. In der Planungsgemein-
schaft arbeiten die Landkreise Altenburger
Land, Saale-Holzland, Saale-Orla, Saalfeld-
Rudolstadt, die kreisfreien Städte Jena und
Gera sowie die als Mittelzentren ausgewie-
senen kreisangehörigen Städte partner-
schaftlich zusammen. Der sprichwörtliche
Blick über den Tellerrand ist da Pflicht, denn
es geht darum, die planerischen Grundsätze
für die nachhaltige Entwicklung im Ostt-
hüringer Raum festzuklopfen. Als eine der
dienstältesten Landrätinnen Deutschlands
– immerhin hatte ich dieses Amt seit 1990
bereits im damaligen Landkreis Zeulenroda
inne - habe ich die Erfahrung gemacht, dass
wir dann in der Lage sind, Großartiges zu
leisten, wenn wir zusammenstehen, wenn
wir mit- und nicht übereinander reden und
uns auf die Sacharbeit konzentrieren.
Ein einschneidendes Erlebnis war für mich
die Jahrhundertflut Anfang Juni 2013. Dass
wir im Landkreis Greiz so relativ glimpflich
davon gekommen sind und vor allem keine
Menschenleben zu beklagen hatten, war in
erster Linie dem Mut, der Tatkraft und der
Solidarität der Bürger im Landkreis Greiz zu
verdanken. Entlang der Weißen Elster von
Greiz über Neumühle, Berga, Wünschen-
dorf, Bad Köstritz bis nach Caaschwitz im
nördlichsten Zipfel des Landkreises, haben
nicht nur unsere kreislichen Einsatzkräfte,
THW und Bundeswehr Übermenschliches
geleistet, sondern auch Bürger aus den
vom Hochwasser nicht heimgesuchten
Orten, Nachbarn, Freunde der von der Jahr-
hundertflut schwer Getroffenen.
Unvergessen bleibt mir der Einsatz der
Mitarbeiter des Greizer Sommerpalais für
die Rettung der Kunstschätze oder von Leh-
rern, Schülern und Eltern am Gymnasium
Greiz. Ebenso der Einsatz vor allem junger
Menschen bei den Aufräumarbeiten nach
der Flut. Ganze Schulklassen haben bei-
spielsweise im Greizer Park mit zugepackt,
der von den Wassermassen regelrecht
verwüstet wurde.
Auch da zeigte sich wieder, was ich an
unserem Vogtland und seinen Menschen so
mag und was unsere Heimat auszeichnet:
Wenn es darauf ankommt, stehen wir zu-
sammen. Heimatverbundenheit, Naturver-
bundenheit und Tradition bestimmen das
Denken und Handeln in unserer Region.
Greizer Landrätin
Martina
Schweinsburg
Bundeskanzlerin Angela Merkel am 4. Juni 2013 mit Bewohnern und Geschäftsleuten in der Greizer
Brückenstraße bei den Aufräumarbeiten nach der Flut. Foto Christian Freund
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